Ein Artikel von Ron Kellermann
Happy Collapse
Ohne Geschichten wären wir nicht, was wir sind. Sie sind das Herz gesellschaftlicher, sozialer und individueller Entwicklung, der Geist von Fortschritt, die Seele von Zivilisation. Wer sind wir? Warum sind wir so geworden? Was wollen wir sein?
Die Antworten auf diese Fragen bilden narrative Strukturen ab: Ich bin Filmdramaturg und Green Storytelling-Berater. Eigentlich wollte ich ein berühmter Drehbuchautor werden … irgendwann wurde mir jedoch bewusst, dass es absurd ist, Geschichten zu erzählen und die Menschen damit lediglich zu unterhalten, während Erderwärmung, Artensterben und Umweltzerstörung immer mehr zum existenziellen Konflikt für die Menschheit werden. Seitdem beschäftige ich mich mit der Frage, wie Spielfilme und Serien diesen Konflikt erzählen – und wie sie mit ihrer Kraft zu einem nachhaltigen Wandel der Gesellschaft und unserer Lebensstile beitragen können.
Geschichten beeinflussen, was wir gut finden und was schlecht, was richtig und was falsch, was schön und was hässlich, was relevant und was irrelevant, was erstrebenswert und was vernachlässigbar, was normal ist und was nicht.
Sie können diesen existenziellen Konflikt antreiben, indem sie ein nicht-nachhaltiges kollektives Bewusstsein erzeugen und klima- und umweltschädliche Lebensstile befördern. Genauso können sie zu einem nachhaltigen Wandel beitragen. Die mit Abstand meisten Geschichten der industrialisierten kapitalistischen Gesellschaften, die diesen Konflikt verursachen und antreiben, wirken destruktiv. In ihnen spielen Erderwärmung, Biodiversität und Umweltschutz so gut wie keine Rolle.
Das belegen zwei Studien: Die Studie A Glaring Absence: The Climate Crisis Is Virtually Nonexistent in Scripted Entertainment[1] untersuchte anhand von 36 Klimawandel-Keywords über 37.000 US-amerikanische Spielfilm- und Serienfolgen-Drehbücher aus dem Zeitraum 2016 bis 2020 daraufhin, ob und wie das Thema Klimawandel erwähnt wird (wohlgemerkt: erwähnt, noch nicht erzählt). Das Ergebnis: Nur 2,8 % der Drehbücher erwähnen einen der Klimawandel-Schlüsselbegriffe überhaupt. Und nur 0,6 % erwähnen den spezifischen Begriff ‚Klimawandel‘ selbst. Das Wort ‚Hund‘ hingegen wurde im gleichen Zeitraum in Film und Fernsehen fast dreizehn Mal so häufig erwähnt wie alle 36 Klima-Keywords zusammen.
Die Studie Klimawandel und Biodiversität: Was zeigt das Fernsehen? Was wollen die Zuschauer*innen?[2] der Malisa-Stiftung hat untersucht, in wie vielen Sendeminuten im deutschen Fernsehen es um das Thema Klimawandel geht. Das Ergebnis: Insgesamt liegt der relative Anteil der Sendeminuten pro Tag bei 1,8%. In der Kategorie Fiktion liegt er bei 0,6%. Sogar in Reality- und Show-Formaten ist er mit 1,1% präsenter. In der Kategorie Information beträgt er 3,2%. Bei dem genauso wichtigen Thema Biodiversität sieht es noch schlimmer aus: Der Anteil der Sendeminuten liegt bei nur 0,2%.
Der Schwarm: Entpolitisierung von Geschichten
Selbst Geschichten, in denen es geradezu logisch erscheint, die Themen Erderwärmung, Biodiversität und Umweltschutz zu erzählen, machen häufig einen Bogen darum herum. Ein Beispiel hierfür ist die Serie Der Schwarm (2023),[3] die Adaption von Frank Schätzings Roman aus dem Jahr 2004.[4] Der Produzent der Serie erläuterte in einem Vortrag,[5] dass in der Serie die fast zwanzig Jahre alte Vorlage „upgedatet“ worden sei, beispielsweise mit dem Thema Deep Sea Mining. Aber nicht mit dem Thema Erderwärmung. Dieses Thema habe man bewusst ausgespart, weil es zu politisch sei, die Serie aber „unpolitisch“ sein wolle, um „zeitlos“ zu werden. Deshalb habe die Serie auch nicht ein einziges Mal verschmutztes Meer gezeigt, sondern immer sauberes und klares Wasser. Der Grund für diese Entscheidung sei gewesen, dass die Menschen ohnehin wüssten, wie es auf und in den Meeren aussieht und die Serie kein „Fingerpointing“ betreiben wolle.
In der Geschichte der Serie geht es um eine Intelligenz im Meer, die schlauer ist als wir Menschen und schon länger existiert als wir. Sie bestraft die Menschen des Globalen Nordens für das, was sie den Ozeanen antun. Eine der zentralen Figuren ist der Biologe Sigur Johanson. Wäre die Serie nicht „entpolitisiert“ worden, wäre er ein typischer Umwelt- und Klimaschützer. Stattdessen sehen wir in einer Szene, wie er in einen sehr großen SUV einsteigt und losfährt. Das nächste Bild zeigt das Auto aus der Vogelperspektive in einer schönen Landschaft – wie frisch aus einer Autowerbung entsprungen. Er fährt auf eine Fähre, führt dort ein Telefonat, das er auch überall sonst führen könnte, und kommt schließlich an einem Haus an einem See an. Das dauert knapp dreieinhalb Minuten, obwohl die Fahrt keinerlei dramatische Relevanz hat, heißt: Es gibt keinen Grund, sie zu erzählen. Und es wäre durchaus möglich gewesen, sie nicht zu erzählen. Oder Sigur ein elektrisches Car-Sharing-Auto fahren zu lassen. Mit dem ÖPNV und dem Fahrrad wäre es schwierig gewesen, da das Haus sehr abgelegen ist. Die Lage des Hauses selbst hat allerdings auch keine dramatische Relevanz. Hätte man also nicht auch eine Location wählen können, die Sigur mit dem Fahrrad erreichen kann? Stattdessen wird erzählt, dass ein Ferienhaus am See cool ist und selbst Menschen wie Sigur als Biologe, die sich für Umweltschutz einsetzen, SUV fahren. Es ist normal.
Auch sonst erzählen Spielfilme und Serien nach wie vor gerne das romantische Picknick auf einer sattgrünen Wiese an einem lauwarmen Sommerabend im August oder die besinnliche weiße Weihnacht mit dem traditionellen Familienspaziergang im Schnee. Die allermeisten Spielfilme, Serien und Romane motivieren uns zu einem Denken, Fühlen, Handeln und Sein, das die Erderwärmung, das Artensterben und die Umweltzerstörung verursacht und antreibt. Damit sind sie ein Teil des Problems. Sie können aber auch Teil der Lösung sein, indem sie relevantes Wissen vermitteln, konstruktive Emotionen wecken und zum nachhaltigen Handeln motivieren. Die Frage ist, wie.
Narrative Wirkungsmuster: Welche Emotionen rufen Geschichten hervor?
Die Antwort auf diese Frage findet sich auf zwei Ebenen: der Wirkungsebene und der Inhaltsebene. Auf der Wirkungsebene geht es um die Frage, welche Emotionen Geschichten (oder überhaupt Klimakommunikation) hervorrufen sollen. Ich unterscheide hier zwischen drei narrativen Wirkungsmustern: Angst-Storys, Sehnsucht-Storys und Wut‑Storys.
Angst-Storys erzählen von der Bedrohung oder Zerstörung universeller Werte wie Freiheit, Sicherheit, Gerechtigkeit und von der Katastrophe, in der wir enden werden. Auf der Website von Extinction Rebellion Deutschland stand einmal: „Hallo, deine Zukunft sieht scheiße aus.“[6] Besser kann man die Kernbotschaft einer Angst-Story nicht zusammenfassen.
Angst-Storys können wachrütteln, ein Problembewusstsein erzeugen und zu Verhaltensänderungen führen. Ein Beispiel hierfür ist der Spielfilm The Day After Tomorrow.[7] Er erzählt die Geschichte einer globalen Klimakatastrophe, die durch das plötzliche Abreißen des Golfstroms verursacht wird und zu extremen Wetterereignissen und einer neuen Eiszeit führt, die Nordamerika und Europa in kürzester Zeit erfasst.[8]
Der Film hat eine breite Diskussion über die Erderwärmung angestoßen und dazu beigetragen, sie in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. So hat eine Studie der Yale University[9] die Auswirkungen des Films auf das Umweltbewusstsein des Publikums untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass der Film bei vielen Menschen das Bewusstsein für die Erderwärmung erhöhte, insbesondere bei denen, die sich vorher weniger mit dem Thema beschäftigt hatten. Die Studie fand auch heraus, dass der Film bei einem Teil des Publikums die Bereitschaft steigerte, persönliche Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen, wie beispielsweise Energie zu sparen oder Klimapolitiken zu unterstützen. Außerdem ergab sie, dass der Film das Gefühl der Dringlichkeit verstärkte. Allerdings waren diese Wirkungen oft kurzfristig und nahmen nach einiger Zeit ab.
"Angst-Storys erzählen von der Bedrohung oder Zerstörung universeller Werte wie Freiheit, Sicherheit, Gerechtigkeit und von der Katastrophe, in der wir enden werden." – Ron Kellermann
Neben positiven Wirkungen können Angst-Storys über Klimakatastrophen, den Zusammenbruch unserer Zivilisation oder dem Aussterben der Menschheit aber auch zu Angstverstärkung, Verdrängung, Verleugnung, Ohnmachtsgefühlen und in den Widerstand führen. Allerdings sind es nicht nur Angst-Storys über die Folgen der Erderwärmung, die vielen Menschen Angst machen, sondern die politische Untätigkeit. Eine großangelegte internationale Studie[10] hat ergeben, dass die Wahrnehmung junger Menschen, dass Regierungen nicht genug tun, zu intensiven negativen Gefühlen führt. Sie empfinden Ohnmacht, Frustration und Enttäuschung darüber, dass ihre Zukunft bedroht ist und dass die Verantwortlichen scheinbar untätig bleiben.
Zu den Angst-Storys zähle ich auch Geschichten, die betonen, dass jede*r Einzelne mitschuldig an der Erderwärmung ist und eine moralische Verantwortung trägt. Sie können zu überwältigenden Schuldgefühlen führen. Die wohl berühmteste und wirkungsvollste dieser Geschichten ist die des ökologischen Fußabdrucks. Entwickelt in den 1990er Jahren von den Wissenschaftlern Mathis Wackernagel und William Rees war er ursprünglich als wissenschaftliches Werkzeug gedacht, um den Einfluss von menschlichen Aktivitäten auf die Umwelt messbar zu machen und die Nachhaltigkeit von Gesellschaften zu bewerten.[11]
Populär wurde es dann Anfang der 2000er Jahre durch eine Kampagne des Ölkonzerns BP. Sie sollte die öffentliche Debatte weg führen von der Verantwortung der Ölkonzerne und der Notwendigkeit systemischer Veränderungen und hin zu individueller Selbstkontrolle.[12]
Angst-Storys werden aber nicht nur über die Folgen der Erderwärmung erzählt, sondern auch über die Konsequenzen von Klimaschutz und einer nachhaltigen Transformation. Eine der wirkungsmächtigsten Angst-Storys hierbei ist die von Klimaschutz und Nachhaltigkeit als Verlust und Verzicht, wie sie immer noch von Status-Quo-Politiker*innen und -Medien erzählt wird. Die ständige Betonung von Verlusten und die damit verbundenen negativen Botschaften führen dazu, dass viele Menschen Klimaschutzmaßnahmen ablehnen.
Außerdem fällt es natürlich schwer, Begeisterung und Engagement für Klimaschutz zu wecken, wenn Nachhaltigkeit vor allem als eine Ansammlung von Entbehrungen dargestellt wird. Das kann auch dazu führen, dass dringend notwendige Maßnahmen immer wieder aufgeschoben werden, weil Entscheidungsträger*innen und Politiker*innen befürchten, unpopuläre Entscheidungen treffen zu müssen. Schließlich bleibt bei einer solchen Fokussierung auf Verluste oft die Vision einer positiven, nachhaltigen Zukunft auf der Strecke. Statt Klimaschutz als Chance für Innovation, Wohlstand und eine bessere Lebensqualität zu begreifen, entsteht der Eindruck, dass es sich hierbei nur um einen Rückschritt handelt.
"Sehnsucht-Storys erzählen von der Realisierung universeller Werte und dem guten Leben, das wir alle haben können, dem Leben, das wir uns erträumen." – Ron Kellermann
Sehnsucht-Storys erzählen hingegen von der Realisierung universeller Werte und dem guten Leben, das wir alle haben können, dem Leben, das wir uns erträumen. Sie geben uns den Glauben an das Gute zurück, indem sie von positiven Konfliktlösungen erzählen. Sie sind Geschichten des Gelingens.
Sehnsucht-Storys sollen Hoffnung machen, haben jedoch ein Problem: Sie sind größtenteils Einzelantworten, aber noch keine Vision, keine umfassende Vorstellung von einem guten Leben, keine Utopie einer nachhaltigen Gesellschaft, die besser ist als unsere derzeit nicht-nachhaltige. Sie sind nur einzelne Pixel in diesem großen Bild, aber nicht das Bild. Und als solche können sie sogar eine destruktive Wirkung erzielen. Sie können dazu führen, dass wir uns zurücklehnen und „Läuft doch“ denken. Greenwashing beispielsweise erzählt gelogene Sehnsucht-Storys und kann zu diesem Effekt führen: Die Wirtschaft regelt das, also kann ich weiter machen wie bisher.
Auch Geoengineering-Technologien wie Solar Radiation Modification (SRM), die das Sonnenlicht zurück ins All reflektieren soll, Carbon Dioxide Removal (CDR), die große Mengen CO₂ aus der Atmosphäre entfernen soll, und Carbon Capture and Storage (CCS), die CO₂ bei der Entstehung „absaugen“ und tief in der Erde speichern soll, können als Vorwand genutzt werden, so weiterzumachen wie bisher. Deshalb ist nicht nur in der Fiktion, sondern auch in der journalistischen Debatte eine Reflexion über die Wirkung von Geschichten relevant. Die aktuelle von liberalen und Lobby-Narrativen geprägte Debatte über „Technologie-Offenheit“ lädt die Sehnsucht nach einem Weiter-So ein: Warum sollen wir viel Geld und Aufwand in die Transformation unseres Geschäftsmodells und unserer Unternehmensstrukturen stecken, wenn wir in einigen Jahren CO₂ einfach absaugen?
"Wut-Storys zeigen, wer Konflikte verursacht und antreibt und rufen Empörung hervor." – Ron Kellermann
Wut-Storys zeigen, wer Konflikte verursacht und antreibt und rufen Empörung hervor. Sie erzählen von antagonistischen Kräften, die aufgrund von Eigeninteressen ein falsches Spiel spielen, wie beispielsweise die großen Ölkonzerne. Bereits in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren führten Wissenschaftler*innen von Exxon Mobile detaillierte Studien durch. Sie sagten voraus, dass die Verbrennung fossiler Brennstoffe zu einer signifikanten Erhöhung des CO₂-Gehalts in der Atmosphäre führen und damit den globalen Temperaturanstieg beschleunigen würde. Diese Vorhersagen erwiesen sich später als bemerkenswert genau. Die Studien prognostizierten Temperaturanstiege und andere Folgen, die heute weitgehend bestätigt sind.[13] Statt jedoch die Gesellschaft und die Politik zu informieren, sein Geschäftsmodell zu verändern und auf nachhaltige Energien umzustellen, hielt der Konzern diese Erkenntnisse geheim.[14] Noch schlimmer: Er und andere fossile Konzerne begannen in den 1990er Jahren aktiv Kampagnen zu finanzieren, die darauf abzielten, Zweifel an der Wissenschaft der Erderwärmung zu säen. Diese Kampagnen umfassten die Finanzierung von „Think Tanks“, die den Klimawandel leugneten, und die Verbreitung von Fehlinformationen, um politische Maßnahmen gegen die Nutzung fossiler Brennstoffe zu verzögern oder zu verhindern. Exxon und andere Ölkonzerne haben die Gesellschaft kurz gesagt verarscht. Solche Geschichten rufen ein Gefühl von Ungerechtigkeit hervor – ein sehr starker Motivator.
Wir brauchen alle drei: Geschichten, die zeigen, wohin uns die alten Narrative führen und Angst davor machen; Geschichten, die erzählen, wie schön es sein könnte und Sehnsucht danach wecken; Geschichten, die offenlegen, wer warum an den fossilen Narrativen, Politiken und Geschäftsmodellen festhält und die Empörung hervorrufen.
„Low Climate Literacy Goes Hand in Hand With an Increasing Nonchalance About the Impact of Climate Change“[15]
Wir brauchen alle drei Arten von Geschichten, weil die Menschen einen unterschiedlichen Stand haben hinsichtlich ihres Wissens und ihrer emotionalen Verarbeitung von Artensterben, Erderwärmung und Umweltzerstörung. So hat der Allianz Climate Literacy Survey 2023 eine „Climate Fatigue“ festgestellt: Nur 10,6% der Befragten in Deutschland verfügen über eine hohe Klimakompetenz. 2021 waren es noch 16,4%. Der Anteil von Menschen mit geringer Klimakompetenz ist hingegen von 32,5% auf 47,5% gestiegen.[16] Nahezu die Hälfte der Befragten ist also nicht in der Lage, von den zehn Multiple-Choice-Fragen des Surveys zum Thema Erderwärmung mehr als drei richtig zu beantworten oder wenigstens zu erraten – wie auch, fragt man sich, wenn Politiker*innen das Thema eher vermeiden oder häufig mit Angst-Storys über Verzicht und Verlust negativ framen; wenn viele Unternehmen sich grün waschen und damit die Menschen in eine falsche Sicherheit wiegen oder die Glaubwürdigkeit von Klimaschutz beschädigen; wenn es noch zu wenige Verlagshäuser und Chefredakteur*innen gibt, die ihre Berichterstattung darauf ausrichten, die Gesellschaft über Dringlichkeit und Ausmaß der Klimakrise angemessen zu informieren; und wenn Geschichtenerzähler*innen das Thema mehr oder weniger ignorieren.
Sehnsucht-Storys über Konfliktlösungen bewirken bei Menschen, die ein geringes Wissen über die Erderwärmung haben, wenig, da ihnen das Bewusstsein für die Dringlichkeit und Fallhöhe des Konflikts fehlt. Sie können durch Angst-Storys wachgerüttelt und sensibilisiert werden, um überhaupt zu verstehen, welchen Konflikt es zu lösen gilt. Andere hingegen, die die Fallhöhe verstehen und deswegen in Resignation oder Depression stecken, können durch Sehnsucht-Storys wieder Hoffnung schöpfen und aktiv werden. Und es gibt Menschen, die bereits potenzielle Lösungen kennen, sich aber nicht aktiv für mehr Klimaschutz einsetzen. Für sie können Wut-Storys der letzte Anstoß sein, um sich zu engagieren. So war das bei mir 2022, als ich gesehen habe, wie Status Quo-Politiker*innen und -Medien die Aktivist*innen der Letzten Generation u.a. mit Dammbruchargumenten diffamieren („heute festkleben, morgen sabotieren, übermorgen morden“)[17] und mittels Strohmannargumenten („der Krankenwagen im Stau“)[18] vom Thema ablenken, um nicht nur ihr eigenes Versagen zu vertuschen, sondern daraus sogar noch politisches Kapital zu schlagen.
Von dem Stand, auf dem sich die Menschen befinden, hängt es also ab, ob und wie eine Geschichte über die Erderwärmung wirkt. Deshalb braucht es so viele unterschiedliche Geschichten wie möglich, um ein breites Spektrum an Wirkungen abzudecken.
Stellt sich als nächstes die Frage, mit welchen konkreten Inhalten diese Wirkungen erzielt werden können. Von was sollen Geschichten erzählen? Wie können sie die Themen Erderwärmung, Biodiversität und Umweltzerstörung vermitteln?
Narrative Inhaltsmuster: Wie können Spielfilme und Serien die Erderwärmung erzählen?
In der Spielfilm- und Seriendramaturgie unterscheide ich im Hinblick auf die dramaturgische Funktion, die speziell die Erderwärmung in einer Geschichte hat, zwischen mehreren Story-Mustern, die sich teilweise auch allgemein auf Klimakommunikation übertragen lassen. Die aus meiner Sicht wichtigsten sind folgende:
Erderwärmung als Setting
Die einfachste Möglichkeit, eine angemessene Story über die Erderwärmung zu erzählen ist, die Klimakrise als „neues Normal“ im Hintergrund der Handlung zu setzen. Dabei gibt es drei Möglichkeiten: Die Geschichte erzählt die Folgen des Klimawandels als neues Normal oder sie erzählt ein nachhaltiges Verhalten der Figuren und Klimaschutz als neues Normal. Oder natürlich beides.
Die Liste an Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringen wird und bereits mit sich bringt, ist lang und wird länger: Hitze, Dürren, extreme Unwetter, Überschwemmungen und Fluten, Waldbrände, regionale Wasserknappheiten, Ernteausfälle, Hitzeinseln in versiegelten und unbegrünten Stadtvierteln, unbeschiffbare Flüsse aufgrund von Niedrigwasser, Waldsterben, Artenverlust …
Vor einem solchen Hintergrund spielt nun die Geschichte. Die Erderwärmung und ihre Folgen selbst sind weder das Thema noch ihr zentraler Konflikt. Beispiele für dieses Muster sind die Spielfilme Roter Himmel,[19] in dem es um einen Waldbrand geht, Nanouk,[20] der das immer beschwerlicher werdende Leben eines traditionellen Rentierjägers und seiner Frau in der Eiswüste Jakutiens thematisiert, und die Serie Lauchhammer,[21] ein Krimi, der während einer Hitzewelle spielt.
Das andere neue Normal sind Nachhaltigkeitspraktiken und Klimaschutz. Auch sie sind nicht das Thema der Geschichte oder beeinflussen den Konflikt, sondern sind eben einfach die Normalität. Es wird nicht weiter thematisiert, dass eine Figur zu Fuß geht, mit dem Fahrrad fährt oder den ÖPNV nutzt; Solarzellen auf dem Dach oder am Balkon hat; beim Grillen kein Fleisch, sondern Gemüse über dem Feuer brutzelt; Mitglied in einer Solidarischen Landwirtschaft ist oder Lebensmittel rettet; ihre Kleidung gebraucht kauft und reparieren lässt; ihr Handy schon seit vielen Jahren benutzt, defekte Elektrogeräte im Repair-Café reparieren lässt und Dinge in einem Makerspace selbst herstellt; Regenwasser auffängt, um die Toilette zu spülen; sich für die Wiedervernässung eines Moors einsetzt; im Winter die Vögel füttert und im Sommer Bienenweiden anlegt, sich in einem Citizen Science-Projekt für Biodiversität engagiert und so weiter. Sie tut es einfach als ob es das Normalste der Welt wäre.
Das Problem dabei: Solche Figuren gibt es bis dato so gut wie gar nicht. In den allermeisten Spielfilmen und Serien agieren die Figuren mehrheitlich im alten, klimaschädlichen Normal. In der Regel sind es lediglich Klimaaktivist*innen, die sich einen neuen, klimaschschützenden Lebensstil zugelegt haben. Sie werden dann aber häufig als dogmatisch verengte Nerds erzählt, die auf ausgelassenen Grillpartys mit Monologen über Fleischkonsum nerven.
Was es braucht, sind Figuren mit einem hohen Identifikationspotenzial, die sich nachhaltig verhalten. Denn sie haben für viele Menschen eine Orientierungsfunktion: Was die Figur macht, ist in Ordnung, also kann ich es auch machen. Was die Figur will, ist legitim, also darf ich es auch wollen. So wie die Figur lebt, ist inspirierend und cool, also will ich auch so leben. Im besten Fall wecken sie die Sehnsucht nach einem nachhaltigen Lebensstil. Ein „Öko-Leben“ wird sexy, ein klimaschädlicher Lebensstil, der derzeit noch als „hip“ gebrandet ist, wird unsexy.
Ursachen und Treiber der Erderwärmung
In diesem Muster geht es um die Frage, wer verantwortlich ist: Wer verursacht die Erderwärmung und treibt sie an? Wer profitiert sogar von ihr? Wer hat warum kein Interesse an effektivem Klimaschutz? Zwei Beispiele für dieses Muster sind die Spielfilme Avatar[22] und Die Adern der Welt,[23] ein kommerzieller Mainstream-Film und ein Arthouse-Film. Und obwohl beide so unterschiedlich erscheinen, erzählen sie im Kern dieselbe Geschichte: Eine nicht-nachhaltige, von fossilen Ressourcen abhängige, geld- und machtgierige Mentalität stößt auf eine nachhaltige, in die Natur eingebettete Mentalität und zerstört sie.
Auch die Spielfilme Don’t Look Up[24] und Okja[25] oder die Serie The East[26] beleuchten die Mentalitäten, Lebensstile und menschlichen Eigenschaften, die die Erderwärmung bedingen: Desinteresse, Egoismus, Ignoranz, Gier, Machtgeilheit, Dummheit, Empathielosigkeit, Wissenschaftsskepsis, das Festhalten am Status Quo.
Mehr noch als die individuellen nehmen die Filme und Serien dieses Musters die systemischen Ursachen des Klimawandels ins Visier. Viele von ihnen sind eine deutliche Kritik am derzeitigen Kapitalismus als dem alle anderen gesellschaftlichen Systeme dominierenden System, an Konzernen als einer seiner extremen Ausprägungen und an einem politischen System, das Entscheidungen trifft, die kapitalistischen Interessen dienen, aber nicht immer auch den Menschen und ihren natürlichen Lebensgrundlagen.
Im Mittelpunkt stehen hauptsächlich die mit viel Geld und viel Macht ausgestatteten antagonistischen Kräfte von effektivem Klimaschutz: die CEOs und Anteilseigner von Konzernen und großen Unternehmen, die an ihrem zerstörerischen Profitmaximierungsmodell festhalten und jährlich Milliarden in Lobby-Arbeit investieren, um ihre Verantwortung zu verschleiern und uns zu belügen; Kommunikationsexpert*innen in Agenturen, die Greenwashing- und Klimaschutz-Bashing-Kampagnen entwerfen (wie beispielsweise die Agentur Thjnk, die für die CDU die Kampagne gegen das Heizungsgesetz entworfen und umgesetzt hat);[27] Klimaskeptiker*innen und -leugner*innen und ihre Medienvertreter*innen, die Ängste schüren, um unsere Demokratie anzugreifen; Medien, die mehr an Skandalisierung und Unterhaltung interessiert sind als an Information und Aufklärung; demokratische Politiker*innen, die auf unverantwortliche Weise nichts oder zu wenig tun, weil sie an der Macht bleiben oder sie erlangen wollen, obwohl sie wissen, in welche Zukunft sie uns damit steuern.
Erderwärmung als Konflikt
In diesem Story-Muster geht es um die Frage, wie der Klimakonflikt gelöst werden kann. Die Serien Wer wir sind,[28] A Thin Line[29] und die Spielfilme Gegen den Strom[30] und Bis zum letzten Tropfen[31] sind Beispiele dafür. In ihrem Zentrum stehen Klimaschutz-Aktivist*innen. Auffällig ist, dass einige von ihnen scheitern und ihre Ziele nicht erreichen, sich stattdessen radikalisieren und in den Terrorismus abdriften. Augenscheinlich fällt es selbst vielen Kreativen schwer, Geschichten und Bilder davon zu entwickeln, in denen es der Menschheit gelingt, die Erderwärmung in den Griff zu bekommen.
Erderwärmung und Utopie
In diesem Story-Muster geht es um die Frage, wie eine nachhaltige Welt aussieht. Bekannt ist dieses Story-Muster aus der Belletristik und wird als ‚Solarpunk‘ bezeichnet. Solarpunk zeichnet sich durch seinen radikalen Optimismus aus: „Wir sind Solarpunks, weil die einzigen anderen Optionen Verleugnung oder Verzweiflung sind“.[32] Solarpunk-Geschichten bauen deshalb auf der Prämisse auf, dass es der Menschheit gelungen ist, die Erderwärmung zu beherrschen und nachhaltig zu leben.
Verglichen mit den anderen Mustern gibt es im fiktiven Bewegtbildbereich auffallend wenige Solarpunk-Beispiele. Ich kenne lediglich eines, den Animationsfilm Strange World.[33] Er erzählt davon, dass die Menschen eine Pflanze gefunden haben, die sie mit geradezu unendlicher Energie versorgt. Mit der Lösung des Energiekonflikts lösen sich auch viele andere Konflikte: Die Menschen leben friedlich, die Gesellschaften sind divers, inklusiv und egalitär (Solarpunk ist eine linke Utopie, eine rechte würde anders aussehen). Eines Tages befällt jedoch eine Krankheit die Pflanze und bedroht die Energieversorgung. Deshalb macht sich eine Gruppe von Figuren auf den Weg, den Ursprung der Krankheit zu finden und die Pflanze zu heilen.
Erderwärmung und Kollaps
Wenn man davon ausgeht, dass die 1,5°C bereits gerissen sind, auch die 2°C-Grenze einzuhalten immer schwieriger wird, und die Klimaschutzmaßnahmen, die die Parteien planen, die Nachhaltigkeitsbemühungen der Unternehmen, die aktuell geplanten Öl- und Gasförderprojekte der fossilen Konzerne und die gegenwärtige Veränderungsbereitschaft der Menschen uns eher in eine Welt um 3°C führen, dann erscheinen Kollapse einzelner gesellschaftlicher Systeme und am Ende ein Kollaps unserer Zivilisation nicht unwahrscheinlich. Deshalb brauchen wir mehr Geschichten, die davon erzählen, wie ein Kollaps ablaufen könnte, wie wir uns vorbereiten können, um uns nicht gegenseitig zu zerfleischen, wie wir ihn gemeinsam durchstehen und welche Gesellschaft wir danach aufbauen wollen: Was tun wir, wenn gesellschaftliche Systeme kollabieren? Können wir einen Kollaps gestalten? Wer wollen wir sein in einer Welt, die zerfällt? Wie soll es nach dem Kollaps weitergehen? Sind wir dann so schlau, das anders zu machen, was wir jetzt anders machen müssten, um einen Kollaps zu vermeiden?
In der Kollapsologie[34] wird ein Kollaps als der Prozess des schrittweisen oder plötzlichen Zerfalls komplexer Gesellschaften oder Zivilisationen aufgrund einer Vielzahl von inneren und äußeren Faktoren verstanden. Dieser Zerfall betrifft unterschiedliche Bereiche wie Wirtschaft, Umwelt, Politik und Soziales und führt letztlich zu einem Zustand, in dem die bisherigen gesellschaftlichen Strukturen und Lebensweisen nicht mehr aufrechterhalten werden können.
In der Filmdramaturgie lässt sich zwischen einem schrittweisen Prozess und einem abrupten Ereignis unterscheiden. Das abrupte Ereignis wird hier als Katastrophe bezeichnet, in dessen Folge gesellschaftliche Systeme kollabieren, wie beispielsweise der plötzliche Abbruch des Golfstroms in The Day After Tomorrow und andere Katastrophenfilme. Hingegen kann in einem schrittweisen Prozess eine Katastrophe der Endpunkt sein. Grundsätzlich funktionieren Geschichten hinsichtlich des Verhältnisses von Kollaps und Katastrophe deshalb in beide Richtungen: Sie erzählen von einem Kollaps, der durch eine Katastrophe ausgelöst wird, oder von einem Kollaps, der unweigerlich zu einer Katastrophe führen wird.
Die Serie Extrapolations[35] erzählt von einem schleichenden Prozess, der irgendwann in einer Katastrophe enden wird, weil im Verlauf der einzelnen Folgen immer weniger Aussicht auf Rettung besteht. Die Folge „Vögel der Nacht“ beispielsweise spielt in Mumbai im Jahr 2059. Abgase durchziehen die Stadt, „Sauerstofftankstellen“, an denen die Menschen „frische Luft“ tanken, sind Normalität. Die Erderwärmung ist mittlerweile so weit vorangeschritten, dass die Hitze und die Intensität der Sonnenstrahlung es unmöglich machen, sich tagsüber draußen aufzuhalten. Die Gefahr, dabei zu sterben, ist zu groß. Deshalb wurde das gesamte Leben nach und nach in die Nacht verlagert. Mittlerweile gibt es sogar eine Ausgangssperre zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang.
Die Folge „Die fünfte Frage“ spielt in Miami im Jahr 2047. Die Region Miami ist von heute über 6 Millionen Bewohner*innen auf unter eine Million geschrumpft, weil die Region immer wieder von schwersten Unwettern heimgesucht wird und bestimmte Gebiete ganz überflutet und unbewohnbar sind oder immer wieder überflutet werden. Es gibt sogar eine Behörde, die darüber entscheidet, welche Gebäude erhalten und welche aufgegeben werden sollen – mit allen negativen Konsequenzen für die Menschen, die dort leben. Eine der zentralen Figuren der Folge ist ein Immobilienmakler, der an dieser Situation prächtig verdient. Denn er hat rechtzeitig in großem Stile Grundstücke und Häuser in höher gelegenen Regionen gekauft, die er jetzt mit großem Gewinn wieder verkauft.
Eine weitere Figur, die die gesamte Serie prägt, auch wenn sie nur in der letzten Folge im Zentrum steht, ist der reichste Mann der Welt. Er spielt sich als Retter der Klimakrise auf und sagt beispielsweise in der ersten Folge den Delegierten der COP 42 in Tel Aviv, dass der Kapitalismus nicht eine der Ursachen der Erderwärmung ist, sondern seine Lösung und wir deshalb noch mehr davon brauchen. Mehr bekommt aber vor allem er. Denn er ist der größte „Kollaps-Gewinnler“ und häuft immer mehr Reichtum an.
Der oben erwähnte Spielfilm Don’t Look Up und die Serie 8 Tage[36] erzählen ebenfalls, aber anders von einem Kollaps vor einer Katastrophe. In ihnen geht es darum, dass in wenigen Tagen beziehungsweise Monaten ein lebenszerstörender Asteroid beziehungsweise Komet einschlagen wird. Sie thematisieren damit zentrale Fragen für Kollaps-Geschichten: Wie verhalten wir uns, wenn wir wissen, dass bald alles vorbei sein wird? Lassen wir es noch einmal so richtig krachen? Tun wir endlich all die Dinge, die wir schon immer tun wollten? Versammeln wir die Menschen um uns herum, die wir lieben? Machen wir eine Tour in die Vergangenheit zu den Menschen und Orten, die in unserem Leben wichtig waren?
Ein Beispiel für einen Kollaps nach einer Katastrophe ist die französische Serie The Collapse.[37] In jeder von den acht Episoden geht es um ein gesellschaftliches System, das kollabiert: Lebensmittelversorgung, Treibstoff- und Energieversorgung, Pflege und Gesundheitsversorgung etc. Worin die Katastrophe besteht, wird dabei nicht näher definiert.
Die Geschichten dieser Spielfilme und Serien sind Angst- oder Wut-Storys. Aber ist es nicht kontraproduktiv, einen Kollaps oder eine Katastrophe als Angst-Story zu erzählen? Führt das nicht eher dazu, dass die Menschen gar nichts mehr machen, weil sie sich denken, dass es zu spät und damit egal ist? Ein interessantes Gegenargument stammt von Jonathan Franzen, der in seinem viel diskutierten Aufsatz What if We Stopped Pretending[38] ausführt: Wenn eine Person weiß, dass sie etwas, das sie liebt, verlieren wird, dann wird sie alles dafür unternehmen, um es so lange wie möglich noch zu bewahren. Mich überzeugt dieses Argument mehr. Deshalb sollten wir die Menschen nicht wie Kleinkinder behandeln und so tun als ob alles gut wäre oder wieder gut wird.
Nicht das Sprechen über den Kollaps lähmt die Menschen, sondern die ständige Botschaft, „wir hätten noch Zeit, es sei nicht so schlimm und könne noch irgendwie von abstrakten Institutionen wie der Politik geregelt werden“, schreibt das Klima-Kollaps-Café in der Leipziger Zeitung.[39] „Hier zeigt sich die größte Gefahr dieses Ansatzes, nämlich dessen Effekt, die Verleugnung als kollektiven Abwehrmechanismus zu stärken und zu normalisieren, uns dadurch alle kollektiv zu lähmen.“[40]
Es ist also besser, über die Möglichkeiten eines Kollapses zu sprechen, als sie zu leugnen, auch wenn das als Angst-Story geschieht. Die große Herausforderung besteht jedoch darin, Sehnsucht-Storys zu entwickeln, die davon erzählen, dass die Menschheit sich zusammenrauft, der Wahrheit ins Gesicht schaut, ihre Egoismen hinter sich lässt, Vorkehrungen trifft, gemeinsam den Kollaps durchsteht und im Idealfall trotz schlechterer Lebensbedingungen eine bessere Gesellschaft aufbaut. Denn es ist ja keineswegs bereits ausgemacht, dass wir in einem Kollaps nur noch nach uns selbst schauen, auch auf Kosten anderer, dass wir bereit sind, Gewalt anzuwenden, und dadurch dazu beitragen, dass tatsächlich alles den Bach runter geht.
Beispiele dafür, dass solche Verhaltensweisen existieren und ein Kollaps oder eine Katastrophe nicht in Gewalt und Anarchie enden müssen, beschreibt Rebecca Solnit in ihrem Buch A Paradise Built in Hell: The Extraordinary Communities That Arise in Disaster.[41] Sie untersucht in ihm anhand vieler Beispiele, wie Menschen in Krisensituationen zusammenkommen, altruistischer und einfallsreicher werden und Gemeinschaften bilden, die auf gegenseitiger Hilfe und Solidarität basieren. Damit widerlegt sie die verbreitete Annahme, dass in Katastrophen Panik und Egoismus dominieren. Ein Beispiel ist der Hurrikan Katrina, in dem sich die Menschen trotz schwieriger Umstände gegenseitig halfen und spontane Gemeinschaften bildeten, um sich zu unterstützen und Ressourcen zu teilen. Freiwillige Helfer*innen, Nachbar*innen und Fremde arbeiteten zusammen, um denjenigen in Not zu helfen. Solnit zeigt außerdem, dass diese Solidarität unter den Betroffenen im krassen Gegensatz zu den oft panischen und repressiven Maßnahmen der Behörden stand, die in den Überlebenden eher Bedrohungen als Verbündete sahen, und dass diese Reaktionen verdeutlichen, wie stark das Misstrauen gegenüber der Fähigkeit der Menschen, in Krisenzeiten solidarisch zu handeln, in der Gesellschaft verankert ist.
Der Hurrikan Katrina war auch das Vorbild des Spielfilms Beasts of the Southern Wild.[42] Er erzählt von einer abgeschiedenen Gemeinschaft in dem fiktiven Ort „Bathtub“ im Sumpfgebiet Louisianas, einer Art utopischer Anarchie an der Front des Meeresspiegelanstiegs. Als ein verheerender Sturm die Region trifft, wird ihre Existenz ernsthaft bedroht. Doch anstatt in Panik zu verfallen, rücken die Bewohner*innen enger zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Sie organisieren Feste, teilen ihre knappen Ressourcen und kämpfen entschlossen für den Erhalt ihrer Lebensweise. Selbst als die Regierung versucht, sie zwangsweise zu evakuieren, weigern sie sich, ihre Heimat aufzugeben. Ihre Solidarität steht in starkem Kontrast zu den Interventionsversuchen der Außenwelt, die die einzigartige Kultur und Lebensweise der Gemeinschaft offenbar nicht zu verstehen vermag. Der Film zeigt mit ihnen, wie Menschen in Krisenzeiten zusammenwachsen und durch gegenseitige Unterstützung und Zusammenhalt selbst die widrigsten Umstände meistern können.
Auch bei Kollaps-Geschichten gilt also: Wir brauchen alle drei Varianten von Storys: Angst-Storys, Wut-Storys und Sehnsucht‑Storys.
Geschichten können die Welt verändern
Geschichten können die Welt verändern. Oder den Status Quo zementieren. Trotz Ausnahmen machen sie zurzeit im Ergebnis letzteres. Um die Erderwärmung beherrschbar zu machen, müssen wir also auch neue Geschichten erzählen – Geschichten, die zeigen, was für uns auf dem Spiel steht, wenn die Erde sich immer weiter erwärmt; die nachhaltige Lebensstile als erstrebenswert und klimaschädliche Lebensstile als das darstellen, was sie sind: schädlich; die die Verantwortlichen für die Erderwärmung – die Verursacher, die Antreiber, die Status Quo-Bewahrer, die Leugner – ins Licht rücken, ihre Motivationen offenlegen und sie beim Namen nennen; die die systemischen Faktoren, die die Erderwärmung bedingen, vor allem die ökonomischen, problematisieren; die die Möglichkeit von systemischen Kollapsen durchdenken; die von einem nachhaltigen Leben in einer nachhaltigen Gesellschaft erzählen und davon, dass dieses Leben ein gutes ist, weil es keinen Verzicht bedeutet, sondern ein Gewinn für alle Menschen ist.
Solche Geschichten allein können die Erderwärmung natürlich nicht beherrschbar machen. Aber sie können eine Bewusstwerdung forcieren und als Folge davon einen Bewusstseinswandel bei den Menschen hervorrufen. Das neue Forschungsfeld der sogenannten sozialen Kipppunkte[43] macht deutlich: Neu vermittelte Werte können die Transformation unterstützen. Geschichten sind dafür unser wichtigstes Werkzeug. Wir sollten sie stärker nutzen.
Lizensierung
Ron Kellermann (2024) Creative Commons-Lizenz CC BY 4.0.
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Giaccardi, Soraya/Rogers, Adam/Rosenthal, Erica L. (2022): A Glaring Absence. The Climate Crisis is Virtually Nonexistent in Scripted Entertainment. USC Norman Lear Center Media Impact Project, Los Angeles, CA: USC Annenberg/Good Energy. http://bit.ly/aglaringabsencereport.
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Neverla, Irene/Hoppe, Imke (2023): Klimawandel und Biodiversität: Was zeigt das Fernsehen? Was wollen die Zuschauer*innen? https://malisastiftung.org/klimawandel-und-biodiversitaet-im-tv/ sowie https://malisastiftung.org/wp-content/uploads/KlimaBiodivImTV_Studie_24.10.23.pdf.
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3
Vgl. Der Schwarm, Deutschland/Frankreich/Belgien/Italien/Japan/Österreich/Schweden/Schweiz 2023. Regie: Barbara Eder, Philipp Stölzl und Luke Watson. https://www.imdb.com/title/tt0808491/.
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Schätzing, Frank (2004): Der Schwarm, Köln: Kiepenheuer & Witsch.
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Welbers, Eric (2023): „Der Schwarm“ – Unterhaltung, die zum Denken anregt! https://www.youtube.com/watch?v=wgeEK8FVvAg: Der Vortrag fand im Rahmen des zweitägigen Events „Storytelling für die Zukunft“ am 10.11.2023 in Berlin statt. Das Ziel des Events war: „Raus aus den Narrativen von gestern – rein in neue fiktionale Erzählweisen in Film, Fernsehen, Digitale und Immersive Medien, die die gesellschaftlichen Herausforderungen auf innovative Weise erzählen und damit positiv die Transformationsprozesse unterstützen.“ Fast 100 Akteure aus der Film- und Medienbranche, der Wissenschaft und Bildung haben teilgenommen und sich über „Green Storytelling“ und dessen Notwendigkeit verständigt. In vier Arbeitsgruppen wurden mit Experten*innen und den Teilnehmer*innen Ansätze für „Green Storytelling“ erarbeitet – aufbauend auf der Checkliste der „Green Storytelling Initiative“ (in der ich Mitglied bin). Veranstalter des Events war das Partnernetzwerk Medien in Kooperation mit dem Bundesverband Green Film & TV Consultants Deutschland e.V. und der SRH Berlin University of Applied Sciences. Die Dokumentation der Workshop-Ergebnisse gibt es hier: https://www.bne-portal.de/bne/de/bundesweit/gremien/partnernetzwerk-medien/partnernetzwerk-medien.html. Die „Green Storytelling Checklist“ kann hier heruntergeladen werden: https://filmbuero-nds.de/service/news/green-storytelling.html. Alle weiteren Vorträge des Events können hier geschaut werden: https://www.youtube.com/@PartnernetzwerkMedien.
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6
Vgl. http://web.archive.org/web/20191017133708/https://extinctionrebellion.de/.
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Vgl. The Day After Tomorrow, USA 2004. Regie: Roland Emmerich. https://www.imdb.com/title/tt0319262/.
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8
Der Film basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, verdichtet und überspitzt sie jedoch stark. In der Realität würde ein solcher Prozess viel langsamer verlaufen und weniger extreme Auswirkungen haben. Der Klimaforscher Stefan Rahmstorf hat dazu angemerkt, dass der Film wissenschaftliche Fakten mit spekulativen und übertriebenen Elementen vermischt, was zwar das Bewusstsein für die Erderwärmung schärft, jedoch auch zu Missverständnissen führen kann. Siehe hierzu Stefan Rahmstorf: The Day After Tomorrow – Some Comments on the Movie. https://www.pik-potsdam.de/~stefan/tdat_review.html.
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9
Leiserowitz, Anthony (2004): „Before and After The Day After Tomorrow: A U.S. Study of Climate Change Risk Perception“, in: Environment 46, 9, S. 22–37. https://climatecommunication.yale.edu/publications/before-and-after-the-day-after-tomorrow/.
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10
Vgl. Hickman, Caroline et al. (2021): „Climate Anxiety in Children and Young People and Their Beliefs About Government Responses to Climate Change: A Global Survey“, in: The Lancet Planetary Health 5, 12, e863–e873. https://doi.org/10.1016/S2542-5196(21)00278-3. Siehe hierzu auch Graf, Daniel (2023): „Ja, Zukunftslust, verdammt!“, in: Republik. Das digitale Magazin für Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. https://www.republik.ch/2023/02/14/ja-zukunftslust-verdammt.
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11
Vgl. Wackernagel, Mathis/Rees, William (1997): Unser ökologischer Fußabdruck: Wie der Mensch Einfluss auf die Umwelt nimmt, Basel/Berlin/Boston, MA: Birkhäuser.
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12
Vgl. Vielhaus, Chris (2022): „Wer wirklich davon profitiert, wenn du über deinen CO2-Fußabdruck nachdenkst“, in: Perspective Daily. https://perspective-daily.de/article/2001-wer-wirklich-davon-profitiert-wenn-du-ueber-deinen-co2-fussabdruck-nachdenkst/ sowie Oreskes, Naomi/Conway, Eric M. (2010): Merchants of Doubt: How a Handful of Scientists Obscured the Truth on Issues from Tobacco Smoke to Global Warming, New York, NY/Berlin/London: Bloomsbury (dt. Übersetzung: dies. [2014]: Die Machiavellis der Wissenschaft: Das Netzwerk des Leugnens [= Erlebnis Wissenschaft], Weinheim: Wiley-VCH).
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13
Vgl. die bei Inside Climate News publizierte neunteilige Reihe Exxon. The Road Not Taken: https://insideclimatenews.org/project/exxon-the-road-not-taken/.
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Vgl. dazu die Website Exxon Knew. https://exxonknew.org/.
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15
Allianz Research (2023): Climate Fatigue. Allianz Climate Literacy Survey 2023, München/Paris: Allianz Group Economic Research/Allianz Trade Economic Research, S. 2. https://www.allianz.com/content/dam/onemarketing/azcom/Allianz_com/economic-research/publications/specials/en/2023/november/2023-11-29-climate-literacy-AZ.pdf.
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18
Vgl. stellvertretend z. B. die Berichterstattung des Deutschlandfunks vom 23. April 2023, https://www.deutschlandfunk.de/17-rettungswagen-wegen-blockaden-der-letzten-generation-im-stau-100.html oder des Tagesspiegels vom 23. September 2023, https://www.tagesspiegel.de/berlin/klimablockaden-in-berlin-letzte-generation-behindert-erneut-zwei-rettungswagen-im-einsatz-10551808.html.
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19
Vgl. Roter Himmel, Deutschland 2023. Regie: Christian Petzold. https://www.imdb.com/title/tt26440619/.
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20
Vgl. Nanouk, Bulgarien/Deutschland/Frankreich 2018. Regie: Milko Lasarow. https://www.imdb.com/title/tt7909444/.
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21
Vgl. Lauchhammer – Tod in der Lausitz, Deutschland 2022. Regie: Till Franzen. https://www.crew-united.com/de/Lauchhammer-Tod-in-der-Lausitz__281262.html.
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22
Vgl. Avatar – Aufbruch nach Pandora, USA 2009. Regie: James Cameron. https://www.imdb.com/title/tt0499549/.
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23
Vgl. Die Adern der Welt, Deutschland/Mongolei 2020. Regie: Byambasuren Davaa. https://www.die-adern-der-welt.de/.
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24
Vgl. Don’t Look Up, USA 2021. Regie: Adam McKay. https://www.imdb.com/title/tt11286314/.
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25
Vgl. Okja, USA/Südkorea 2017. Regie: Bong Joon-ho. https://www.imdb.com/title/tt3967856/.
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26
Vgl. The East, Indonesien 2015–2019. Regie: Eko Kristianto, Nurdin Van Jogja und Thaleb Wirachman. https://www.imdb.com/title/tt14718808/.
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27
Siehe hierzu den Krautreporter-Artikel von Lena Bäunker (2023): Anatomie einer Kampagne: Die Union gegen das Heizgesetz. Wer diese Strategie einmal konturenscharf gesehen hat, erkennt bei künftigen Debatten, was wirklich abläuft. https://krautreporter.de/klimakrise-und-losungen/5136-anatomie-einer-kampagne-die-union-gegen-das-heizgesetz.
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28
Vgl. Wer wir sind, Deutschland 2022–2023. Regie: Charlotte Rolfes. https://www.crew-united.com/de/Wer-wir-sind__304342.html.
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29
Vgl. A Thin Line, Deutschland 2023. Regie: Sabrina Sarabi und Damian John Harper. https://www.imdb.com/title/tt21097902/.
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30
Vgl. Gegen den Strom, Island/Frankreich/Ukraine 2018. Regie: Benedikt Erlingsson. https://www.imdb.com/title/tt7279188/.
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31
Vgl. Bis zum letzten Tropfen, Deutschland 2022. Regie: Daniel Harrich. https://www.imdb.com/title/tt18885042/.
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32
Flynn, Adam (2014): Solarpunk: Notes Towards a Manifesto. https://hieroglyph.asu.edu/2014/09/solarpunk-notes-toward-a-manifesto/: „We’re solarpunks because the only other options are denial or despair.“
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33
Vgl. Strange World, USA 2022. Regie: Don Hall und Qui Nguyen. https://www.imdb.com/title/tt10298840/.
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34
Servigne, Pablo/Stevens, Raphaël (2022): Wie alles zusammenbrechen kann. Handbuch der Kollapsologie (= kritik & utopie), Wien/Berlin: Mandelbaum.
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35
Vgl. Extrapolations, USA 2023. Regie: Scott Z. Burns, Nicole Holofcener, Gregory Jacobs, Ellen Kuras, Richie Mehta und Michael Morris. https://www.imdb.com/title/tt13821126/.
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36
Vgl. 8 Tage, Deutschland 2019. Regie: Stefan Ruzowitzky und Michael Krummenacher. https://www.imdb.com/title/tt6374028/.
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37
Vgl. The Collapse, Frankreich 2019. Regie: Jérémy Bernard, Guillaume Desjardins und Bastien Ughetto. https://www.imdb.com/title/tt11248266/.
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38
Franzen, Jonathan (2019): „What if We Stopped Pretending. The Climate Apocalypse Is Coming. To Prepare for It, We Need to Admit That We Can’t Prevent It“, in: The New Yorker, 8. September 2019. https://www.newyorker.com/culture/cultural-comment/what-if-we-stopped-pretending; dt. Übersetzung: ders. (2020): Wann hören wir auf, uns etwas vorzumachen? Gestehen wir uns ein, dass wir die Klimakatastrophe nicht verhindern können. Ein Essay (= rororo 00440), Hamburg: Rowohlt.
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39
Klima-Kollaps-Café (2023): „Der blinde Fleck der Klimadiskussion“, in: Leipziger Zeitung, 2. Oktober 2023. https://www.l-iz.de/leben/gesellschaft/2023/10/blinder-fleck-klimadiskussion-557758.
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40
Ebd.
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41
Solnit, Rebecca (2020 [2009]): A Paradise Built in Hell: The Extraordinary Communities That Arise in Disaster, London: Penguin Books.
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42
Vgl. Beasts of the Southern Wild, USA 2011. Regie: Benh Zeitlin. https://www.mfa-film.de/kino/id/beasts-of-the-southern-wild/.
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43
Siehe Otto, Ilona M. et al. (2020): „Social Tipping Dynamics for Stabilizing Earth’s Climate by 2050“, in: Proceedings of the National Academy of Sciences 117, 5. https://doi.org/10.1073/pnas.1900577117.