Klima, Kollaps, Kommunikation

Perspektiven auf das Climate Endgame

Ein Essay von Simon Priesching

Wenn nichts was ich mache je genug ist, was mache ich dann?

Versuch einer post-aktivistischen Antwort auf Verlust, Zerfall und die absurde Fremdheit einer kollabierenden Welt

18.07.2018 – ich saß auf Jelka, einer Plattform in der Waldbesetzung Hambacher Forst, während eines nächtlichen Starkregens. Die Plattform, etwa 20 Quadratmeter groß, hing in 5 Metern Höhe zwischen drei Bäumen. Eine blaue Plane bot notdürftigen Schutz vor dem Unwetter. 

Ich mochte den Regen, weil er den Kohlestaub aus der Luft wusch, der aus dem nahegelegenen Tagebau stammte. Der Wald um uns herum war dunkel, still, und doch pulsierte er vor Leben – ein Leben, das wir zu schützen versucht hatten.

In dieser Nacht waren wir sechs auf Jelka. Kalle sprang plötzlich auf, um unseren Spannungswechsler vor einem Sturzbach zu retten, der sich auf der linken Seite des Regals gebildet hatte. Die Bücher auf der rechten Seite – Werke zur Kapitalismuskritik, anarchistische Schriften und wahrscheinlich auch Thoreaus Walden – waren in Plastiktüten verpackt, halbwegs geschützt vor der Nässe.

Unsere Bewegung rettete den Wald, zumindest vorübergehend. Wir stellten unser Leben zwischen die Maschinen und die Bäume. Zwei Monate später wurden wir geräumt, und der Wald schien zu überleben aber unser zuhause ging verloren. Diese Erfahrung, dieses Gefühl des Verlusts, hat sich tief in mein Bewusstsein eingebrannt. Es ist eine Erinnerung daran, wie verletzlich unsere Errungenschaften sein können, wie flüchtig der Erfolg.

Über den Autor

Portrait Simon Priesching

Simon Priesching

Ich werde im Folgenden keinen Punkt daraus machen, dass die Systeme, die uns tragen, gerade sterben. Das tun die extreme Hitze im Frühjahr 2024, die steigenden Meeresspiegel, die unkontrollierbaren Waldbrände, das verrückte Wetter und die Abwesenheit der Insekten an den Windschutzscheiben bereits ausreichend. Diese Phänomene sprechen eine deutliche Sprache – unsere Welt, wie wir sie kennen, verändert sich rapide und unaufhaltsam.

Unsere gesellschaftlichen Systeme beginnen ebenfalls zu zerfallen. Der Fortschritt, der uns lange Zeit als unausweichlich und positiv erschien, kommt an sein Ende. Es reicht, sich den Human Development Index seit 2019 oder den Numbeo Quality of Life Index anzuschauen, um zu bemerken: In fast allen Ländern der Welt stagnieren sie oder fallen. Wir erleben das Ende einer Ära, und es ist kein sanfter Übergang.

Im Alltag werden diese Veränderungen greifbarer. Der Preis für Olivenöl im Supermarkt steigt, weil die Ernten ausbleiben. Wir sehen immer mehr Überschwemmungen in den Nachrichten, manche Medikamente sind aufgrund von Lieferengpässen auch in Nordhessen schwer erhältlich und Hitzephasen nehmen zu. Der Zerfall ist komplex, und er bringt eine Polarisierung der Gesellschaft mit sich. Diese Polarisierung findet über die politische Sphäre ihren Weg ins Familiäre und Individuelle und prägt unsere zwischenmenschlichen Beziehungen.

Menschen werden unfähiger, Kompromisse zu finden. Unsere Nervensysteme sind überlastet, Einsamkeit breitet sich aus. Es fällt uns zunehmend schwerer, eine emotionale Verbindung zueinander zu halten, und unsere sozialen Strukturen beginnen zu bröckeln. Wir fliehen in Ablenkungen, werden taub, laufen immer schneller, weil es uns Angst bereitet, uns selbst zu spüren und weil wir nicht mehr glauben, dass es da draußen wirklich eine lebendige Welt gibt, die uns, so wie wir geworden sind, begegnet. Unsere Erfahrungen von Verlassenheit, tiefer Bitterkeit, Hass und Verzweiflung bestimmen tief in uns unsere Beziehung zur Welt – oft unbewusst.

"Unsere Erfahrungen von Verlassenheit, Bitterkeit, Hass und Verzweiflung bestimmen tief in uns unsere Beziehung zur Welt – oft unbewusst." – Simon Priesching

Aus meiner Perspektive geht es eigentlich um diese Verkettung disruptiver Störungen in Nervensystemen, Individuen, Familien und der Gesellschaft, deren Auswirkungen sich massiv und vielfältig zeigen. Die Unfähigkeit ein Wirtschaftssystem zu regulieren, das unsere Lebensgrundlagen vernichtet steht symptomatisch für eine in ihrer Tiefenstruktur traumatisierte, überforderte Gesellschaft, die essentielle Aspekte des Menschseins aus dem Bewusstsein verloren hat.

Jetzt könnten wir darüber reden, wie wir das Unvermeidliche verhindern, wie wir damit umgehen. Das ist wichtig, doch es ist erst der zweite Schritt. Ich glaube nicht, dass wir es noch retten können, und sehe, dass wir in unseren voreiligen Versuchen, die Situation zu retten, oft nur weitere Schäden anrichten. Unsere schnellen Lösungen beruhen oft auf einem Missverständnis der tieferen Ursachen und führen in ihrem Kern zu einer Stabilisierung der Machtverhältnisse, die das Problem erst geschaffen haben.

Ich glaube nicht, dass es eine pauschale Antwort auf diese Beobachtungen gibt, da sie sich in ihrer konkreten Ausprägung in verschiedenen Bereichen sehr spezifisch zeigen. Dieses spezifische, fast schon persönliche, in Bezug zu setzen zu eben gerade dem Ökosystem konkreter Beziehungen, Lebensumstände und Beziehungsleerstellen, in denen ich stattfinde, ist der Boden für alle weiteren Schritte. Unsere Antworten müssen sich an den tatsächlichen Gegebenheiten orientieren, in denen wir uns bewegen.

Wir leben in einer sich überlappenden Welt – in einem System, von dem wir wissen, dass es unsere Lebensgrundlage als Spezies zerstört, und gleichzeitig ist es die Welt, in der wir tagtäglich Entscheidungen treffen müssen. Wie das gelingen kann, ist eine sehr persönliche Frage. 

Ich beantworte sie aktuell so: Ich entscheide mich dafür, mein Leben in einer Art solidarischem Egoismus zu leben, und weigere mich, wo es mir möglich ist, ein System mitzutragen, dessen Lösungsvorschläge so klar auf die Vermeidung schwieriger Gefühle und den Erhalt von Machtstrukturen abzielen.

Ein Beispiel: Ich zahle nicht in eine Rentenkasse ein, weil ich glaube, dass es die Institution „Rente“ [9] bald nicht mehr geben wird und dass solidarische Strukturen, Gärten und Nachbarschaften eine zuverlässigere Altersvorsorge für mich und ältere Menschen sind. Diese Entscheidung ist für mich nicht nur eine Frage der Überzeugung, sondern wird zu einer Frage des Überlebens in einer Welt, die zunehmend instabiler wird.

Ich habe keinen Masterplan, nur meine nächsten Schritte. In einem System mit unglaublich stabilen Machtverhältnissen zu versuchen, ein Climate Endgame zu verhindern, ist von vorn herein verloren. Das Spielbrett selbst ist das Problem. Das Einzige, was Sinn zu machen scheint, ist Handlungen zu wählen, die uns in Selbstermächtigung und Beziehungsfähigkeit bestärken und uns ganz konkret Alternativen erfahren lassen – Alternativen zum Normalzustand unserer Gesellschaft. Während Kampagnenarbeit nichts für mich ist und mir persönlich sinnlos vorkommt, verschieben Aktivistinnen von Ende Gelände oder Deutsche Wohnen & Co. enteignen durch sie Diskursräume. Während ich nicht die Geduld aufbringen kann, in veralteten Strukturen zu arbeiten, unterstützt Tabea Heiligenstädt genau dort, indem sie mit dem Werra-Meißner Kreis an regionalen Klimaanpassungsstregien arbeitet. Ich koche für Menschen, die in Seminaren ihre emotionalen Kompetenzen erweitern, ich gärtnere, ich gehe spazieren. Wir alle haben Spass an unserer Arbeit und unterstützen solidarisch lokale Strukturen.

Ich wünsche mir in diesen Zeiten und mit den Entwicklungen, die ich für wahrscheinlich halte, Lebendigkeit, bodenständige Menschen und resiliente Systeme um mich herum. Ich habe wenig Lust auf eine kurze, schnelle Story, die uns sagt, was wir alles richtig gemacht haben oder zehn Dinge, die wir verändern müssen, damit dieses Gefühl von Bedeutungslosigkeit und Unbehagen verschwindet. Diese Geschichten haben ihren Gegenwartsbezug bereits verloren und bereiten uns nicht vor auf das, was auf uns zukommt.

Gesellschaftlich sind wir jedoch süchtig nach solchen Geschichten. Wir können nicht aufhören, sie zu erzählen, weil wir systematisch unsere emotionalen Kompetenzen und Kapazitäten abtrainiert haben. Aus Krisen müssen wir schnell heraus, weil wir die Intensität nicht ertragen können. Danach laufen wir schnell weiter, anstatt uns dem Erlebten zuzuwenden. Unsere emotionale und soziale Resilienz haben wir größtenteils verloren, und nun beginnen wir, auch unsere ökologische und materielle Resilienz zu verlieren.

Durch die Auseinandersetzung meiner letzten Jahre, dem Lesen verschiedener Studien und den Gesprächen mit anderen kollapsbewussten Menschen glaube ich, unsere Leben werden ein ganzes Stück weit unkontrollierbarer werden. Sich dem zuzuwenden wird das Problem nicht auflösen. Es wird nicht verschwinden. Entweder schaffen wir es, damit zu leben, oder wir verschwinden.

Ich möchte aus meinem Leben erzählen, damit nachvollziehbar wird, woher meine Perspektive kommt. Ich bin das Kind von Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg in zweiter Generation, der Erste aus meiner Familie, der eine Universität besucht hat. Nach dem Suizid meines Vaters 2013 während meines zweiten Jurastudiensemesters begann ich, am bestehenden System zu zweifeln und nach Alternativen zu suchen.

Der Tod meines Vaters stellte mein Leben auf den Kopf. Ich fand Wege, mit diesem Verlust umzugehen, und diese Wege führten mich in Kontakt mit Drogen, Therapie und Menschen, die ihr Leben anders gestalteten. Diese Menschen irritierten mich, weil sie mir zeigten, dass es auch andere Wege gibt, zu leben – Wege, die nicht den Konventionen entsprachen, die ich bis dahin kannte. Im Sommer der Migration 2015 wurde ich politisiert. Wir wollten ein Wohn- und Integrationsprojekt gründen, doch die Zusage für das Haus wurde uns im letzten Moment entzogen. Nach einer symbolischen Besetzung wurde das Haus höchstbietend verkauft. Mir wurde klar, dass Geld die Welt regiert und dass gesellschaftlich frei zu sein entweder bedeutet, reich zu sein oder kein Geld zu brauchen. Mit Letzterem konnte ich direkt anfangen.

Ich begann, geldfrei(er) zu leben – ich ging containern, trampte und fuhr ab und an schwarz. Anfang 2017 landete ich in einem Meditationszentrum. Dort war ich zum ersten Mal seit Jahren für längere Zeit nüchtern und hatte gleichzeitig intensiven Kontakt zu den Menschen dort. Ich entschied, mein Leben radikal zu verändern. Im Herbst verschenkte ich fast meinen gesamten Besitz und zog in den Hambacher Forst. Dieser Wald wurde für ein Jahr mein Zuhause und mein Gravitationszentrum. Ich lebte in verschiedenen Baumhäusern, die ich selbst mitgebaut hatte, und fand Sinn darin, mich zwischen die Gesellschaft und die Umweltzerstörung zu stellen. Meine Naturverbindung vertiefte sich durch winterliches Frieren und das Bestaunen der Schönheit in den Baumwipfeln.

2018 wurde der Hambi geräumt. Mein Zuhause war zerstört, und ich fühlte mich, wie so viele, allein mit diesen Erfahrungen. Ja, wir hatten theoretisch einander, doch praktisch war es nicht leicht, ohne die gemeinsame Ausrichtung weiterzumachen. In dieser Zeit starben wieder Menschen aus meinem Umfeld. Einer stürzte während der Räumung ab, eine andere, Elf, die in unserem Baumhausdorf lebte, entschied sich, ihre Medikamente abzusetzen und verstarb kurz darauf krankheitsbedingt. Ungefähr zwei Jahre nach der Räumung nahm sich eine Aktivistin aus meiner alten Gruppe das Leben. Viel Verlust.

In den Phasen intensiver Verlorenheit fand ich in der Naturverbindung und der Initiative Sensing the Change einen neuen Halt. Mein Schmerz taute im Wald und in einer Gruppe auf, die sich Wärme, Vertrauen und Kontakt zu eigenen Körper(empfinden) als Basis für gesellschaftlichen Wandel gesetzt hatte. 2019 kam ich auch mit Jem Bendells Deep Adaptation[1] in Kontakt. Der Fokus der meisten Menschen um mich herum war ein anderer – Kollaps war zu groß, zu überwältigend. Ich resonierte jedoch sehr stark mit Weltuntergangsszenarien. Im Online-Austausch mit Menschen aus dem Deep Adaptation Forum oder über Shaun Chamberlains Kurs Surviving the Future: The Deeper Dive[2] kam ich in Kontakt mit Menschen, die sich ebenfalls mit diesen Themen beschäftigten. Bayo Akomolafes[3] Arbeit tauchte in meinem Leben auf – sein Schreiben und Sprechen über „Post-Aktivismus“ hat angefangen mein Verständnis von Aktivismus stark zu verändern und inspirierte mich.

Auch Thomas Hübl,[4] der die Polykrise als Ausdruck einer kollektiven inneren Krise beschreibt, wurde wichtig für mich. Während ich all diese Perspektiven kennenlernte, versuchten wir in meinem persönlichen Umfeld, eine Traumakompetenzbildungswelle zu reiten und die neuesten Erkenntnisse zur Rolle des Nervensystems in unser Miteinander – beziehungsweise Auseinander – einzubeziehen. Manches gelang, vieles scheiterte. Wir lernten.

2020 gründete ich mit elf anderen Menschen eine Gemeinschaft in Nordhessen, mittlerweile sind wir etwa 40 Menschen. 2021 kam ich dann in Kontakt mit der Arbeit von Daniel Auf der Mauer,[5] einem Mediator, der Konflikte auf Nervensystemebene betrachtet und zu ihrer Lösung beiträgt, indem er Menschen in ihren Einsamkeiten begegnet und Beziehungserfahrungen anbietet, die emotionale Metabolisierung unterstützen. Vieles, was ich davor theoretisch wusste, wurde durch seine Herangehensweise erfahrbar. Die Arbeit mit ihm hat mir meinen Zugang zum Leben neu ermöglicht, und dafür bin ich zutiefst dankbar.

Ich glaube mittlerweile, dass das Thema konkretes kollektives Leid, Hunger, Krankheit, Gewalterfahrung, Vertreibung und vor allem Tod aller oder vieler Menschen, die wir persönlich kennen – kurz: das Climate Endgame – in diesem Ausmaß zu groß für uns als Individuen ist. Deswegen fördere ich konkrete kleine gemeinschaftliche Schritte, um zu mehr Lebendigkeit, Gerechtigkeit und Verbindung zu finden. Darin liegt ein wichtiges Learning: Wenn ich möchte, dass andere Menschen sich gemeinsam mit mir mit Kollaps beschäftigen, muss ich die Situation auf eine alltägliche Weise greifbar machen. Ich kenne niemanden, der sich mit der abstrakten Komplexität unserer Situation beschäftigen kann, ohne zu dissoziieren. Die Schwalben sind weniger geworden … Das Olivenöl wird teuer, weil die Ernte ausgefallen ist … Leute, wie ist das für uns? Kann das auch bei anderen Sachen passieren? Wie geht es euch damit? Glaubt ihr, dass es bald noch anderes betrifft?

Handlungsempfehlungen und Überlegungen

Gibt es noch Hoffnung? Jein. Sie ist ein Trittstein, der im Flussbett liegt. Manchmal stabil und gut sichtbar, manchmal rutschig und du weißt nicht, ob das wirklich ein Stein ist oder ein alter Baumknubbel, der wegschwimmt, wenn du drauf trittst. Ich glaube nicht, dass es Hoffnung als stabilen Zustand gibt, und sie als solche anzustreben, schadet uns. Sie hält uns davon ab, gute Entscheidungen zu treffen, weil wir in der Ausrichtung auf Hoffnung zu viel Gegenwart ausblenden. Lass uns lieber in die Fähigkeit investieren, aufzustehen, nachdem wir hingefallen sind. Oder darin, wie es geht, im Fluss zu laufen oder zu schwimmen.

Damit einher geht, dass ich persönlich – aufgrund meiner Privilegien und meiner Reflexionsprozesse – ein bisschen entspannter damit bin, wie unser kollektives Dilemma ausgeht. Mittlerweile habe ich einen Freundeskreis, dem ich immer mehr vertraue. Ich lebe in solidarischen Strukturen. Ich lerne Gärtnern. Ich pflege Spiritualität – eine Beziehung zu etwas, das nie verschwindet. Mir wird wichtiger, wie ich mich damit in der Welt bewege, mich zum Leben und den Menschen um mich herum in Beziehung setze und mich in einem globalen systemischen Kontext verorte. Welche Erfahrungen ich mir wünsche zu machen und zu vertiefen, solange sie noch möglich sind. Das ist, was für mich zählt. Um Euch auf diese Reise mitzunehmen, teile ich meine private Liste von 21 Dingen, die sich in diesen Zeiten lohnen:

  • Geld sinnvoll nutzen: Die Arbeit von Alnoor Ladha bingen.

  • Bücher lesen: Octavia Butler: Die Parabel vom Sämann;[6] Steffi Bednarek: Climate, Psychology and Change;[7] Jem Bendell: Breaking Together.[8]

  • Beziehungen pflegen: Unschuld in Beziehungen zurückgewinnen, ohne blauäugig zu werden. Meine Grenzen heiligen und mich auf Emotionen einlassen.

  • Dankbarkeit zeigen: Aus authentischer Dankbarkeit Geschenke ans Leben geben.

  • Resiliente Gärten anlegen: Gärten schön und gleichzeitig widerstandsfähig gestalten.

  • Landschaftspflege: Wasser im Land halten. Verlangsamen, verteilen, versickern lassen. Auch wenn mir das Land nicht gehört, auf dem ich das mache..

  • Osteopathie-Ausbildung: Eine Medizinform lernen, die ohne Medikamente auskommt.

  • Jagdschein: Meinen Skrupel überwinden, zu töten, um im Notfall jagen und mich verteidigen zu können.

  • Notfallvorsorge: Fluchtrucksack mit Notfallradio zusammenstellen und Erste-Hilfe-Kurse machen.

  • Nachbarschaft connecten: Gemeinschaft pflegen, denn in jeder Katastrophe geht es darum, wie gut ich mit den Menschen in meiner Umgebung verbunden bin.

  • Therapie: Regelmäßige psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen.

  • Gemeinschaftliche Trauerrituale: Gemeinsam können wir betrauern, was allein nicht möglich ist.

  • Solidarisches Preppen: Einen Verein gründen, um gemeinschaftliches Preppen zu organisieren, in Arbeit!

  • Lebensfreude: Sachen (fast) nur machen, wenn ich Lust darauf habe und Beziehung dabei entsteht oder sich stimmig vertieft. Erfahrungen schaffen, die bestärken (z.B. gutes Essen, neue Erfahrungen, Meditation, Körperlichkeit erlauben).

  • Spiritualität und Intensität: Lebendige Spiritualität kultivieren und Intensität im Leben integrieren.

  • Traumaintegration: Alltägliches Leben und Traumaintegration miteinander verweben.

  • Horizontale Verankerung: Über diese Themen mit Friends sprechen und solidarisches Preppen gemeinsam umsetzen.

  • Kinder: Vielleicht Kinder bekommen. Wenn nicht wir, wer dann?

  • Persönliches Standing: Mein Standing stärken und meine Meinung zu Welt- und Lebensfragen äußern.

  • Selbstreflexion: Lernen, wie ich meine Freiheit, die Freiheit anderer und der Natur mit einem guten Leben vereinen kann.

Machen wir uns nichts vor: Wir brauchen Wunder. Spontane Ereignisse in unerwartetem Ausmaß, die wir uns nicht vorstellen können. Die Natur vollbringt sie die ganze Zeit und sie werden wahrscheinlicher, wenn ich mich unter einen Baum setze und mich mit Erde verbinde und trauere. Sie werden noch wahrscheinlicher, wenn wir das gemeinsam tun. Es ist eine Art öko-soziales Engineering, ein bio-mechanischer Hack, um unsere Nervensysteme zu regulieren und dabei das Eingebundensein im Ökosystem zu vertiefen. Und vielleicht gibt es wirklich etwas Größeres, das uns zuhört.

Schönes Endgame euch! Simon

Lizensierung

Simon Priesching (2024) Creative Commons-Lizenz CC BY 4.0.

  1. 1

    Vgl. Bendell, Jem: Deep Adaptation: A Map for Navigating Climate Tragedy (= IFLAS Occasional Paper 2). https://www.lifeworth.com/deepadaptation.pdf.

  2. 2

    Vgl. Chamberlain, Shaun: Surviving the Future: the Deeper Dive [Online Kurs]. https://www.ecogather.sterlingcollege.edu/surviving-the-future-the-deeper-dive.

  3. 3

    Vgl. die Website von Báyò Akómoláfé: https://www.bayoakomolafe.net.

  4. 4

    Vgl. Hübl, Thomas (2024): „Die Polykrise auspacken“ [05.02.2024]. https://thomashuebl.com/de/die-polykrise-auspacken/.

  5. 5

    Vgl. die Website von Daniel Auf der Mauer: Conflict Transformation. https://www.aufdermauer.name.

  6. 6

    Butler, Octavia E. (2023): Die Parabel vom Sämann, München: Heyne.

  7. 7

    Bednarek, Steffi (2024) (Hrsg.): Climate, Psychology and Change. Reimagining Psychotherapy in an Era of Global Disruption and Climate Anxiety, Berkeley, CA: North Atlantic Books.

  8. 8

    Bendell, Jem (2023): Breakting Together. A Freedom-Loving Response to Collapse. https://lifeworth.com/BreakingTogetherEPUB.epub.

  9. 9

    Vgl. Interview mit Matthias Zeeb: "Wie planbar ist die Zukunft? Unsicherheit und Rentensysteme in Zeiten der Klimakrise" https://klima-kollaps-kommunikation.de/beitraege/wie-planbar-ist-die-zukunft